Information für unsere Gaskunden

06.04.2022
Fragen und Antworten zu Versorgungssicherheit und Preisentwicklung

 

1. Woher beziehen die Stadtwerke ihr Gas?

Die Stadtwerke kaufen Gas in der Regel in Tranchen (Teilmengen) von verschiedenen Lieferanten. Die einzelne Beschaffung erfolgt über Ausschreibungen. Zu den angefragten Lieferanten gehören 10-15 große Lieferunternehmen. Dieser Bestand wird permanent überprüft und es werden z.B. Lieferanten ausgetauscht, die regelmäßig zu den teuren Anbietern gehören.

2. Können Sie den russischen Anteil beziffern?

Das kann ich nicht, da wir nicht bei russischen Unternehmen z.B. Gazprom einkaufen. Wie sich unsere, in der Regel deutschen Lieferanten das Gas beschaffen, ist uns aber nicht bekannt.

3. Wie viele Kunden sind bei den Stadtwerken angeschlossen?

Rund 6.500 Einheiten sind an das Gasnetz der Stadtwerke Kulmbach angeschlossen. Das sind mehr als zwei Drittel der Kulmbacher Haushalte.

4. Wie schätzen Sie die Versorgungssicherheit ein?

Es gibt derzeit keine Versorgungsstörungen. Die Erdgasflüsse aus Russland laufen unverändert normal.

5. Was passiert, wenn wir kein Gas aus Russland mehr bekommen?

In diesem Fall verblieben uns währen der Zeit der Liefereinstellung die Mengen in den Erdgasspeichern, die noch erfolgenden Gasflüsse aus den anderen Lieferländern (z.B. Norwegen und Holland) sowie die Einspeisung von verflüssigtem Erdgas (LNG).

Da sich der Winter dem Ende nähert, gehen wir davon aus, dass diese Mengen selbst bei einer vollständigen Einstellung der Lieferungen aus Russland für eine vollständige Versorgung der deutschen Gaskunden bis zum Sommer/Herbst 2022 ausreichen. Sollte sich in dieser Zeit keine Lösung ergeben, kann es zumindest bei Industrieunternehmen zu Einschränkungen bei der Belieferung kommen.

6. Müssen die Kulmbacher damit rechnen, im Winter zu frieren?

Das halte ich für ausgeschlossen. Die privaten Haushalte gehören zu den absolut geschützten Kundengruppen. Abschaltungen bzw. Lieferreduzierungen sind hier nicht zu befürchten, da die verbleibenden Liefermengen aus anderen Lieferländern ausreichen, um diese zu versorgen.

7. Wie werden sich die Gaspreise entwickeln?

Die Gaspreise an den Börsen befinden sich wegen des Kriegs in der Ukraine auf einem extrem hohen Niveau. Natürlich hoffen wir vor allem für die von den Kriegshandlungen betroffenen Menschen, dass es bald zu einer Lösung kommt und der Krieg beendet wird. Das würde auch deutliche Senkungen der Börsenpreise für Energie zur Folge haben. Sollte der Krieg andauern oder sich gar weiter ausdehnen oder verschlimmern, werden die Preise voraussichtlich noch weiter steigen.

So sind z.B. die Preise, zu denen die Stadtwerke Kulmbach Gas einkaufen gegenüber 2021 durchschnittlich um 140 % gestiegen. Deshalb kam und kommt es bei nahezu allen Gasanbietern in Deutschland zu massiven Preissteigerungen, die zum Teil bis zu 100 % betragen.

Durch unsere vorausschauende, langfristige Beschaffung konnten wir für unsere Bestandskunden einen großen Teil des benötigten Gasbedarfs zu günstigen Konditionen einkaufen und damit einen Teil der Preissteigerung kompensieren. Dennoch sind auch wir durch diese Entwicklung gezwungen, eine Gaspreiserhöhung zum 01.06.2022 um 1,4 Ct./kWh (zuzüglich Umsatzsteuer) und eine Strompreiserhöhung um 3,4 Ct./kWh (zuzüglich Umsatzsteuer) vorzunehmen. Dies hat der Werkausschuss in seiner Sitzung am 31.03.2022 beschlossen. Es war dem Werkausschuss wichtig, das die Preise sozialverträglich bleiben müssen.

Ich denke, das ist uns gelungen, wenn man die Preiserhöhungen bzw. die Preise anderer Anbieter zum Vergleich betrachtet.

8. Mit welchen Mehrkosten muss ein durchschnittlicher Haushalt rechnen?

Die Preiserhöhung beim Gas zum 01.06.2022 um 1,4 Ct./kWh (zuzüglich Umsatzsteuer) führt bei einem Kunden mit einem Durchschnittsverbrauch von 20.000 kWh pro Jahr in 2022 zu Mehrkosten in 2022 von rd. 125 €.

Dem gegenüber stehen die von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungen von 300 € pro einkommensteuerpflichtigen Person sowie 100 € für jedes kindergeldberechtigte Kind. Bei einem 4-Personenhaushalt ergeben sich hieraus 800 €, für die allerdings wohl Steuern und Sozialabgaben anfallen.

Die Preiserhöhung beim Strom zum 01.06.2022 um 3.4 Ct./kWh liegt unter der Preissenkung zum 01.07.2022 durch den Wegfall der EEG-Umlage in Höhe von 3,7 Ct./kWh (zuzüglich Umsatzsteuer). Hieraus ergeben sich keine Mehrbelastungen.

Insgesamt denken wir, dass wir für Kulmbach ganz zufrieden sein können mit diesem Ergebnis.

Auch für 2023 und 2024 sind wir vorsichtig optimistisch, was Preisänderungen angeht, da wir auch für diese Jahre bereits in Vorjahren den größten Teil der benötigten Energie zu günstigen Priesen eingekauft haben. Bei der Stromversorgung bietet uns die in diesen Tagen in Betrieb gehende PV-Anlage in Grafendobrach eine günstige Ausgangslage.

9. Was bedeutet die Vorwarnstufe, die von Minister Habeck ausgerufen wurde, für die Stadtwerke?

Das bedeutet für uns in erster Linie die Vorbereitung für den Fall, dass sich die Versorgungslage z.B. durch eine Liefereinstellung bzw. Lieferreduzierung von Gas aus Russland verschlechtern würde. Wie bereits ausgeführt, würde dies im Wesentlichen Industrieunternehmen betreffen können. Aus diesem Grund haben wir bereits vorher diese Unternehmen angeschrieben, um die bereits in früheren Jahren angefragten Daten zu aktualisieren.

10. Gibt es viele Firmen in Kulmbach, die vom Gas abhängig sind?

Ja. Eigentlich setzen nahezu alle großen Kulmbacher Unternehmen Gas zur Produktion ein und sind auch Kunden der Stadtwerke Kulmbach.

11. Sie haben die Firmen bereits über die Lage informiert und Daten abgefragt. Wozu benötigen Sie diese Daten?

Sollte es tatsächlich zu einer solchen Mangelsituation kommen, ist es natürlich unser Bestreben, das die Unternehmen weiter so gut wie möglich versorgt werden. Deshalb versuchen wir in Gesprächen mit den Unternehmen Spielräume zu erkennen, die durch eine geschickte Steuerung und Verteilung der Mengen zu möglichst geringen Einschränkungen führen würden.

Wir danken den Kulmbacher Unternehmen an dieser Stelle ausdrücklich für die wirklich außerordentlich gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir sind ein Team und wollen die Herausforderungen gemeinsam so gut wie möglich lösen. Natürlich kommen uns hier die ohnehin vorhandenen guten persönlichen Kontakte zu Gute.

12. Jetzt hat Russland schon angedeutet, dass so schnell die Lieferungen nicht eingestellt werden. Atmen Sie ein bisschen auf?

Ja. Trotzdem war es richtig, die Frühwarnstufe auszurufen. Gute Vorbereitung und Abstimmung ist in Krisensituationen sehr wichtig. Natürlich hoffen wir, dass wir unsere Planungen nicht benötigen.

13. Wie werden das Hallenbad und das Freibad und die Stadthalle beheizt? Konsequenzen?

Das Hallenbad wird mit Gas, das Freibad mit einer Wärmepumpe beheizt. Wir setzen hierfür moderne und effiziente Technik ein. Eine Änderung ist nicht vorgesehen.

Natürlich beobachten wir aber die vielfältigen Entwicklungen am Energiemarkt aufmerksam und versuchen uns flexibel aufzustellen.

Unser Ziel ist es, auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können. Dies gilt im Kleinen, wie bei unseren Freizeiteinrichtungen aber auch im großen Zusammenhang bei unseren Überlegungen für die Energieversorgung der ganzen Stadt.

14. Der Notfallplan resultiert aus einer vorangegangenen Krise. Was war damals passiert?

Es ist richtig, dass es den Notfallplan schon länger gibt. Dieser dient zum einen der grundsätzlichen Krisenvorsorge. Es gab auch schon öfter Probleme z.B. bei mehrwöchigen Lieferunterbrechungen durch die Ukraine.